Markthalle/Silo-Hotel
Neues Leben für Ex-Kellog-Lager als "Markthalle" und "Silo-Hotel"
Bremen
Nach dem Wegzug der Firma Kellog 2017 nutzte Bremen die Chance, im Umfeld der alten Fabrikgebäude ein neues Stadtquartier zu initiieren, das Wohnen, Gewerbe, Kultur, Freizeit und Bildung verbinden soll. Die Projektentwickler planten auf 41 Hektar viel Grün, wenig Autoverkehr und eine innovative, weitgehend CO2- neutrale Energieversorgung. Der Bebauungsplan für die neue „Überseeinsel“ erstreckt sich von der Halbinsel neben dem Europahafen über das Kellog Fabrikgelände bis hin zum Stephanitor und gliedert sich in fünf Planungsquartiere. Stand März 2025 befinden sich drei davon bereits in der baulichen Umsetzung: „Kellog Höfe“ im Westen, „Kellog Pier“ als zentraler Anziehungspunkt und „Stephanitor“ im Osten. Als erste „Impulsprojekte“ wurden auf dem Kellog Pier die Umwidmungen der beiden verlassenen Lagergebäude der Firma Kellog in Angriff genommen. Aus dem ehemaligen Reislager wurde eine Markthalle für Gastronomie, aus dem Getreidesilo entstand ein ungewöhnliches „Silo-Hotel“.
Markthalle für Feinkost, Pizza, Bier und Büros
Das Erdgeschoss der neuen Markthalle teilt sich ein Gastronomie-Trio: die Bremer Braumanufaktur („Hopfenfänger“), „Brünings Scheune“ mit Feinkost sowie die Pizzeria „Zio Manu di Napoli“. Die Pizzeria gewährt durch eine Glaswand Einblicke in die Zubereitung ihrer Speisen. Ebenfalls hinter einer Glaswand, die sich für Events öffnen lässt, befindet sich die Anlage der Bremer Braumanufaktur. Hier gibt es Hopfenfänger-Bier für die Durstigen und Seminare sowie Besichtigungen für Interessierte am Brauvorgang. Die Markthallen-Gastronomie bietet den Gästen 330 Plätze im Inneren und etwa 450 Plätze auf der Terrasse. In den drei oberen Etagen befinden sich die Büros der Brüning Group, die 2023 ihren alten Standort in Fischerhude verließ, um ihren neuen Hauptsitz in der Markthalle zu beziehen.
Aus Silo-Türmen wurden Hotel-Zimmer mit Panoramablick
Ein ehemaliges Silo in ein modernes Hotel zu verwandeln, ist eine große Herausforderung. Mehrere Tausend Kubikmeter Beton mussten abgetragen werden. Öffnungen für die breiten Fensterbänder wurden herausgearbeitet sowie neue Decken und Böden eingezogen. Laut Hoteldirektorin Babette Kirchhoff vom dänischen Hotelbetreiber Guldsmeden sollte die Seele des Gebäudes erhalten bleiben, daher zeigen sich viele Innenraumwände weitgehend im „industriellen Charme“ unverputzter Betonflächen. Mit Holzdielen belegte Zimmerböden gleichen den kühlen Look mit etwas Wohnraumatmosphäre wieder aus. Die beiden Cornflakes-Erfinder, John und Will Kellogg standen Pate für den Namen des neuen Hotels. Das „John & Will Silo-Hotel“ besitzt 116 Zimmer, eine Penthouse-Suite, eine Hotelbar sowie insgesamt fünf Tagungs- und Eventräume. Die Gestaltung zeichnet sich durch ein hochwertiges, lässiges Design mit balinesischem Flair aus. Den Gästen steht für eine unkomplizierte Erkundung der Umgebung auch ein Fahrradverleih zur Verfügung. Die meisten Zimmer befinden sich in den acht runden, ca. 40 Meter hohen Türmen und bieten einen spektakulären Panoramablick auf Weser und Bremer Skyline. Dieses Hotel ist ein Beispiel dafür, wie aus historischer Bausubstanz durch nachhaltige Umwidmung ein neues, außergewöhnliches Gebäude mit großer Außenwirkung entstehen kann. Das Silo-Hotel hat sich bereits in kurzer Zeit zu einem Leuchtturm für den Bremer Tourismus und das neu entstehende Stadtquartier entwickelt.
Innovatives Energiekonzept
Die Nutzung von Weserwasser zur Kühlung und Heizung sowie moderne Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Windenergie sind Teil eines nachhaltigen und kostengünstigen Energiekonzeptes, das für die gesamte Überseeinsel angelegt wurde. Mit einem Wärme-Übertrager wird die Energie zum Heizen und Kühlen der Weser entnommen und mittels Strom und Wärmepumpe auf die gewünschte Temperatur erwärmt oder gekühlt. Der benötigte Strom speist sich nahezu ausschließlich aus den nachhaltigen Quellen Sonne und Wind. Während der günstigen Wind- und Sonnenphasen werden große Mengen heißes und kaltes Wasser in gedämmten Wärmetanks gespeichert für Zeiten mit Windstille oder bewölktem Himmel. Das Energiekonzept integriert auch Freizeitangebote wie ein Schwimmbad und eine Eislaufbahn. Auf dem Oberflächenkaltwasserspeicher mit Wärmerückgewinnung an der Rückseite des Silo-Hotels existiert im Winter eine Eislaufbahn. Die entstehende Abwärme wird zu 100% in das Nahwärmenetz eingespeist, um sie für Raumwärme und Warmwasserbereitstellung zu nutzen.
Fertigstellung Markthalle: 2023
Fertigstellung Silo-Hotel: 2024
Projektentwicklung: Überseeinsel GmbH
Architekturbüro für beide Gebäude: Delugan Meissl Associated Architects, Wien
Leistungen von pb+:
Für beide Gebäude Baustatische Prüfung inkl. Bauüberwachung und Abnahmen
Fotoquelle: Detlev Neumann
Innenraumfotos vom Silo-Hotel finden Sie auf deren Website unter: www.johnandwill-hotel.com
Weitere Infos zur Projektplanung des gesamten Überseeinsel-Quartiers unter: www.ueberseeinsel.de
Bremen
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